DER STEMPEL (AN DER INNENSEITE MEINES HANDGELENKS)

der stempel 

an der innenseite 

meines handgelenks


verblasst 

wie dein lächeln 

dein gang 

durch die körpermitten 


mit jedem waschen der hände 

auf öffentlichen toiletten 

verblasst 


das wiegen deiner hüften 

im rhythmus der snares 

einsilbiger punk-einhörner 


im eigenhändig 

gezimmerten emo-underground-skatepark 

hinter meiner stirn warten 

fair-trade-bigspin-flip-backside-tailslide-flip-outs 

mit-hafermilch-diy-orgasmen 


en masse 

baby 

en masse 


mit jedem rinnsal 

schweiss bleicht er aus 

der stempel 

von jener nacht 


mit jeder weiteren nacht 

wie ein schlecht gestochenes tattoo

mit jedem nächsten verdammten jahr 

von unnahbar- 

und sinnlosigkeit 


verblasst 

der stempel wie die melancholie 

als wissen um die vergänglichkeit 

aller irdischen dinge 

- also auch uns 


ein gelalltes lächeln so 

verging die gestrige nacht 

ohne deinen wahren namen 

genannt zu haben 

hattest du dich heimlich 

mit der distanz vermählt 


unter falschem namen 

konntest du dich sogar selbst 

glaubhaft belügen 


hin zu einer akzeptierten identität 

deiner selbst im sinne der gesellschaft 

im sinne deiner eltern 

im sinne deiner freunde 

in deinem sinne

im sinne deines erotischen werdeganges 


im sinne der liebe 

und der verachtung 

und der verschwendung 


von dir von leben von zeit 

unter den vielen blicken aber 

in jener nacht 

erkannten wir uns wieder 


unsere wahren namen 

unsere wahren identitäten 

unter den buchrücken 

die wahren nicht fiktionalen 

geschichten spürend 


ich kenne das alte jugendfoto 

in deinem wirklichen pass 

wir erkannten uns wieder 

im sekunden-blick 


verblasst der stempel 

auf meiner pulsader 

an meinem handgelenk 


mit jeder morgendlichen reinigung 

der mit permanent-marker-tags 

zerkratzen innen-kacheln meines körpers 

verblasst der stempel 


wir in unseren kreisen 

bekannt als namhafte namenlose 

hatten schon längst gelernt 

uns gegenseitig von den 

geschlossenen lippen abzulesen 


in jener nacht 

inmitten der lebendigtoten 

umkreisten wir unser schweigen 

unsere wahren namen 

mit geschlossenen lippen 


ich wusste dass du im raum warst 

ich wusste dass du erschrocken warst 

mich zu fühlen 

unter all den benannten 


einen namenlos 

benannten fühlend 

der deinen namen sagte 

mit geschlossenen lippen 

hörtest du mich sagen: 

närrin sag deinen wahren namen 


und du sagtest 

deinen wahren namen 


mit geschlossenen lippen 

sagtest du deinen wahren namen 

nach innen 


und ich sagte: 

ich liebe dich 

und ich sagte: 

ich begehre dich 


mit geschlossenen lippen nannte 

ich dich bei deinem namen 

der langsam verblasst wie 

der stempel an der innenseite 

meines handgelenks 


der mich in jener nacht kennzeichnete

als einen der schon ein mal 

hereingelassen worden war 


jener der 

vor die tür des clubs 

getreten war 

um tief luft zu holen 


weil du ihm 


namenlos 

allwissend 

allsagend


inmitten 

von benannten 

lebendigtoten

so vertraut 


erschienen warst