ALIEN

allein unter vielen

unter vielen allein


nach hause telefonierend

zumindest auf die mailbox 

geräusche gemacht habend

heimwehig sich mühe gebend

zu sprechen die muttersprache 

andächtig verständlich


kracht es im knochengebälk

dem plötzlichen ufo-sturz geschuldet

oh galaxien myriaden seerosenkränze

beten sie singend ihm daheim


der erden nacht hindurch kann er sie hören

durch die galaxientunnel

wenn er die augen schließt 

die heilgen gesänge von zuhaus

zu ihm widerhallend durchs wurmgeloch


die versammelten zuhause-seelen aufgereiht

aus den lichtbekränzten sphären tretend

einstimmend in den für ihn bestimmten 

den ihn betören sollenden choral

ihn zu beruhigen ihn zu umschlingen

zumindest von fern heim zu tragen

den einz’gen sohn gleichsam die tochter 

des königs gleichsam der königin


der kanon der wiedererweckung des totenaufstands

hallt zu ihm ihr hin geschlechterlos

so und nur so ging heilung daheim

nur ein prozess der es an umarmung braucht

und die lichtgeschwindge entschleunigung

im mantra des gebetgesangs der zuhause-seelen

alle sich zusammenrottend hin zu ihm ihr dem kind

heilung singend zu bringen erlösung


hören kann er sie durch die wurmgelochte tiefe 

wenn er sich bettet wie er es gewohnt im fälschlich körper

und der golem nebenan wacht im nebenbett

geschenk des königs gleichsam der königin für seine 

einz’ge tochter gleichsam einz’gen sohn

der golem eiligst zusammengebaut aus torf 

und kometengestäub und zu erden geschickt 

dem kind zur nicht menschlichen seite zu stehen

nach dem plötzlichen ufo-tot 

dem absturz im sphärensturm 


der golem selbst noch halb geformt

in der eile noch den laib hämatom durchflutet 

fürs auge unsereins auch ein patientiöses ich es 

unbemerkt geschlichen ins irdische hotelzimmer

dem einz'gen sohn gleichsam der tochter 

zur brüchigen seite zu stehen

in den stunden der möglichen offenbarung

der drohenden demaskierung

dem abziehen des fleisches und blutes und der geknochen

einst liebevoll geformt aus torf und kometengestäub


auch das sprechen des golems 

ein abbrechen in sätzen ein abweichen im 

sinnsuchen des überhaupt da seins 

warum du dich ich hier golem du

denk nicht zu weit golem du ich

nicht zu weit in die hemisphäre neuer religionen

sinnsuchend wohin mit dem halbgeformten laib

zum fraß hin höchstens

   

aber vortrefflich funktionierend

auf dass er wache über den sohn gleichsam die tochter

die gemeinsam nicht anders konnten

als sich in der menschen obhut zu begeben


der gebrochenen künstlich knochen wegen 

nur der immerzu stolpernde blutdruck und das 

wach sein das unverständnis von schlaf

trotz all der beruhigungsmittel

die ihnen verabreicht schon längst

unsere menschlich toten hätten auferwecken können


verrät sie als nicht von uns

selbst das aufschneiden nicht 

gut war die arbeit gemacht zuhause

gut und redlich und außerordentlich fürsorglich


nur der golem ihnen zur seite gestellt

während wir menschlichst uns in der dunkelheit

der ohnmacht anheim geben schutzlos 

nur er konnte es hören des nachts

obwohl es für den sohn gleichsam der tochter 

unser menschlich nacht nicht gab

auch nicht den schlaf und ganz bestimmt auch nicht den tag

nur aggregatszustand und sein an sich geschlechterlos


wenn des königs gleichsam der königins sohn 

gleichsam die tochter das kind

dann doch im nicht-schlaf sprachbiegend dahin lag

wie nur sie zuhause daheim es taten 

ein ruhen ein auflösen von du und ich und eins werden 

hin zur auslöschung und ewigem wiedererwachen im kreise


laute kamen aus seinem mund 

und dem brach liegenden brustkorb

stumpf-sprechend im heilungsgeschlaf

laute die wir menschen eher den walen zuschreiben würden

ein klagegesang ein sehnsuchtsgesang 

ein echoloten durch das überhaupt sein mit jedem atemzug


ein suchen nach sinn ein suchen nach dem nächsten 

ein suchen nach geäst ein suchen nach zuhause 

ein suchen nach der auflösung ein rufen nach den nächsten 

ein rufen nach dem nächsten ein rufen nach der nächsten 

ein rufen nach eins werdung ein rufen nach verschmelzung 

im urleid das zum urlied wird: 


‚das wird wohl nimmer wohl‘

gedankenüberträgt der sohn gleichsam die tochter das kind 

gedrückt von der last des ihm geschaffen fälschlichen körpers

der eh schon schwer wiegt zum aufenthalt 

unter unsereins und jetzt noch lädiert

‚erst die seele‘ 

gedankenüberträgt zurück der golem wissend um vieles 

und weint vieles wissend 

im ihm zugedachten nimmerschlaf


betrachtend wachend über 

den sohn gleichsam die tochter das kind


ab und an 

fahrig und unkontrolliert

im heilungs-schlaf des kindes


ein aufzucken 

ein aufschnellen

des künstlichen arms

der des hier seiend fremden 

unter den fremden


ein sonst unterdrückter

ein zurückgehaltener

ein einsamer 


schrei


ein griff nach

den sternen