DER RUF DER LEERE

ich vernahm den 

ruf der leere

mehrmals schon im leben


des nachts

wie auch am tag


bestimmt auch schon im traum

daran erinner ich mich 

nur kaum


an einer steilküste stehend

den drang mich dort hinabzustürzen

es aber nicht tat


auf einer straße mit dem auto fahrend

den drang in den gegenverkehr zu lenken

es aber nicht tat


das nächstliegende messer nehmend

den drang es mir oder wem auch immer in die seite zu rammen

es aber nicht tat


brüllend und jeden vor mich hin beschimpfend 

den drang ALLES SCHEISSE in die überfüllte einkaufspassage zu zetern

es aber nicht tat


der unbekannten auf der straße begegnend

den drang ihr ins gesicht zu sagen dass ich mich auf den ersten blick

in sie verliebt habe

es aber nicht tat


der ruf der leere 


aber wie klingt der ruf der leere


leer

und tief klingt er


wahrhaftig 

und ohne boden


kein himmel 

kein erdkern

kein nichts


der ruf der leere

verhallt ohne end im 

eigenen selbst


ist spiegelbild

der unsichtbarkeit


darüber nachdenkend

im park spazierend

vibriert mein telefon

unter meiner hand 

in der manteltasche


der ruf der leere


ich hatte gehofft es sei

eine nachricht von dir

war aber nur dasselbe vibrieren

wegen des beinahe leeren akkus 


mich zu erinnern

an das baldladenmüssen


der ruf der leere


leer

und tief klingt er


wahrhaftig 

und ohne boden


kein himmel 

kein erdkern

kein nichts