WILDE NÄCHTE IM INNERN

unter den geschlossenen lidern

stülpen sich 

die augäpfel nach innen


sie verdrehen sich

vergessen in welche richtung

man wirklich nach vorne 

blickt


dunkelheit lichtblitze 


geradeaus 

nach hinten

zu allen seiten hin


wer sagt oder weiß schon genau

ob jemand einem 

wirklich in die augen 


oder aus mitleid

aus höflichkeit

doch nur 

hinter einen schaut


und taucht

in dir

ohne dass du etwas merkst

davon


und dieser jemand 

dort die luft anhalten kann

und in dir schwimmt

und sich umschaut


und zuschaut dass er oder sie 

doch noch land gewinnt


in dir


währenddessen deine zeit verrinnt

ohne dass du etwas merkst

davon


ich habe augen erlebt

(und war überzeugt davon)

die mir im gespräch wie starrend folgten

und doch die ganze zeit lang wussten

dass sie ganz woanders 

hinschauen wollten


und doch in mir tauchten

und es taten


nicht in mir atmend

aber mich 

durchatmend


ich spürte mich langsam schwinden


als wären sie aus ganz anderem 

holz als ich geschnitzt

und nicht wie holz es tuen sollte

wie selbstverständlich 

in wasser treibend 

oben schwimmend


sag

wer oder was 

hat dich 

zum boot gebaut


als ich mal in dir tauchen durfte

wurde mir klar

du bist so schön es ist


ein im wasser schwebendes


ich wünschte mir

dass du 

in mich tauchst

die luft anhältst 


in mich hineinspringst

und wenn das nichtatmen 

so gar nicht mehr auszuhalten ist


du deinen mund und deine lungen öffnest

dich gänzlich in mich hinein begibst

dich deinem nichtatmen können


völlig hingibst:

und einatmest


durch mich


diese entscheidung 

ist die deine

nicht die meine


ich liebe dich


——- pause  


(lange theaterstücke brauchen pausen; zum luft holen; manchmal auch die 

kurzen stücke; zum luft holen; salzbretzeln und sektchen eintatmen; kurz mal ordnen; sammeln dürfen; kraft tanken; für den nächsten pakt ääh ich meine akt; äähh fuck; pheew falleididau; zustand meinte ich natürlich; aber gefühlt jetzt zustand im doppelpack;  aber pheew das war ja schon mal was; was denken sie denn dazu; äh du; meinte ich; liebste liebster; zum ersten akt ; akt akt akt; also wenn das jetzt so weitergeht; ich weiß nicht ob ich heute einen so langen atem hab; anstrengend so ein leben; und dann noch so viel spürbares jetzt; und wenn man mal ehrlich ist; ja nur geschauspieltes leben; auch noch; zu alledem; noch oben drauf; daneben)


—-– dagong

      dagong gong

      da gong gong gong

(weiter gehts

——- der vorhang öffnet sich ein zweites mal):



schande über euch

(zetert der betrunkene)

ihr lieblosen nächte draußen

mit den trügerischen

immerzu oberflächen suchenden augen

in die man hineinspringen könnte


immerzu glaubend

erlösung läge 

hinter den nächsten augen–

blicken


mit den ständig tauchenden

den aufmerksam lauschenden

saugenden

(zetert der betrunkene)


von den worten 

ganz zu schweigen


und von den lippen

und den mündern

und dem speichel 


und den feuchten träumen

in den ungezählten schößen


nächte draußen

neigen zum schwimmen

nächte im innern

neigen zum schimmern


seitwärts

rückwärts


jedes mal 

wenn du dich 

nach draußen begibst


weil du aufbegehrst

weil du gern liebst gen 

du weißt noch gar nicht wen


wirst du 

zu einer oberfläche


die jemand sehen 

sich aus purer lust am leben 

die kleider vom leib reißen 

und in dich hineinspringen kann


und schwimmt und 

taucht in dir


bete dann

dass dieses schwache licht 

nicht 

zu lange den atem anhalten kann


und auch noch land gewinnt

in dir


dieses stück felsen

diesen sand


und auch die luft zum atmen


wirst du 

schon bald vermissen

müssen


und von den lippen

und den mündern

und dem speichel


wilde nächte im draußen

neigen zum schwimmen


wilde nächte im innern

neigen zum schimmern


unter den geschlossenen lidern

stülpen sich 

die augäpfel nach innen


sie verdrehen 

und vergessen sich


wissen dann nicht mehr 

in welche richtung

man nach vorne blickt