vorvorgestern
mir das leben genommen
und ordentlich übers knie gelegt
dann mit dem gesicht zur wand
in die ecke gestellt
vier stunden lang
ich schäme dich
an die wand schreiben lassen
mit eigenblut
vorgestern
das leben genommen
und stundenlang ins ohr geschrien
so boot-camp-mässig
ganz nah dran reingebrüllt
»hauptsache wir beide haben spass«
»wie bitte?«
»HAUPTSACHE WIR BEIDE HABEN SPASS!« –
wiederholt lauter seine stimme erhebend schon längst rumhantierender ohrenarzt
der das fast zu stein geronnene eigenblut aus dem ohrkanal pinzettet
weil es da reingelaufen war vom sturz vor zwei wochen »fuck you«
winsle ich weil der schmerzlüsterne da hineinpinzettet als wäre
es einer dieser verfickten greifhand-automaten auf den rummelplätzen der kindheit
in dem unter tonnenlast von kuscheltier-perversitäten das rambomesser
mit integriertem kompass feuerstein und angelschnur im messerknauf verschüttet liegt
bereit zur unmöglichen befreiung: durch mich
– – oh mein zeitlos schön im ohrkanal geformter eigenblut-stalagmit — –
trotzdem nichts gelernt aus allem
einmal hatte ich das messer der begierde
schon minutiös aus der unmenge der stofftiere
in die metallene greifhand manövriert
da war die durch den münzschlitz erkaufte roboterzeit
fürderhin gnadenlos abgelaufen und alles taschengeld verzockt
manche dinge sind einfach zum daran scheitern erdacht
ihr ganzer sinn und zweck besteht darin
am ende der nutzung mit allumfassender dunkelheit
stiller bodenloser einsamkeit und grenzenloser armut
zu belohnen
»dachte ich mir schon dass ihnen schmerzen freude bereiten
bei den ganzen anderen verletzungen – tja wer nicht fliegen kann«
sarkastet pinzettierender arzt weiterhin eifrig am nerv herumstochernd
»fuck forever« hauche ich
in das wasserstoff-grundrauschen im stalagmit-kanal
das zu stein gewordene auflösen sollend
im wartezimmer wartend auf die nächste runde
»fuck forever«
darum gestern erschöpft pausiert
war mir nicht nach quatschkram
sah viel zu müde aus
dafür heute wieder das leben
zur seite genommen
aber nur im arm gehalten
muss auch mal sein
hat sich gewundert merkte ich
wollte abstand merkte ich
das war kein entspanntes
ruhen an mir
für heute das leben vorerst wieder zurückgestellt
in die auflade-powerstation
»luftbestäubt – luftbestäubt – luftbestäubt«
sangst du wieder und wieder in mein schmerz abtauendes ohr
mit dem blitzkrieg-augen-nachflimmern einer toxisch offenen beziehung
wenn endlich mal wieder so richtig powerstation-night angesagt war
am abend zuvor und jetzt bereit für ein paar
weitere meter gemeinsam geteilten glücks –
ich hatte die vielen einschläge gar nicht richtig gehört
das ohr durch eigenblut-stalagmit wie wachs-verschlossen
in den tropfsteinhöhlen meiner unaufmerksamkeit
in denen du als schatten hinter dem feuer tanztest
die hände vor den bauch haltend als würdest du
nach einer nacht mit bomben den von den letzten übrigen cents
bezahlten schwarzmarkt-brotlaib durch noch glimmende ruinen
im schon nächsten aufheulen der sirenen nach hause retten
»luftbestäubt – «
»wie heißt der song...den du da singst« fragte ich
»wenn das wochenende gott wird und die tage davor grau
von dem album du erlaubst mir mein glück nicht
und stirbst«
»hauptsache wir beide haben spass«
»wie bitte?«
»hauptsache wir beide haben spaß…«
sagte ich noch etwas leiser
jetzt hattest du verstanden