mein mir selbst auffällig
sich verschlechternder zustand
in diesem moment
die stetig sich verdoppelnd aufziehende panik
im angesicht der nicht-zufluchts-orte
an der so befahrenen lauten
anscheinend nicht enden wollenden
großstadtstraße ohne ausweichmöglichkeiten
ohne rückzugsmöglickeiten
ohne eine beruhigung des inputs
war auch spiegel des von mir gefühlten zustands
zwischen uns
gibt es denn keine seitenstraße in der man
wenn es auch länger dauert
dort ankommt
wo wir hin wollten (so dachte ich)
aber ja nur: ich
hin wollte
wo es zumindest etwas beruhigter
ein- auf- und ausatmender geht
durch die doch eh schon
schwer auszuhaltende
masse aus Ichs
die tun und wollen und müssen und nicht anders können
wie wir zwei doch auch
aber wir zwei doch
aber eben:
ja doch nicht
aber war da nicht noch spürbar
etwas vor zwei tagen
in den seitengassen
der textnachrichten
und mir wurde klar
dass deine unruhe (als ich dich besuchte)
ein ewiges abbiegen war
in seitenstraßen um
aus purem selbstschutz
dorthin zu kommen
wo du doch hin musstest
nicht wissend wo das
wäre könnte zu sein sollte:
»warum bloß muss immer alles so schwierig sein«
weintest du bitterlich
in einer nacht in der wir in unserer ganz eigenen seitengasse standen
fernab von den blicken anderer
und du fielst
»warum bloß muss immer alles so schwierig sein«
und ich sagte: »aushalten«
so schien es
»ist irgendwie alles worum es geht«
immerzu »aushalten«
und meinte damit auch
dass es mir schwergefallen war auszuhalten
dich schon so lange
nicht mehr richtig halten zu können
aber immerhin jetzt
aufpassend dass du zumindest
halb sanft gleiten konntest –
zwei momente in drei tagen gab es
in denen das ewige abbiegen in seitengassen
zwischen uns
aufgrund der erschöpfung
aus abbiegen in seitengassen
aus purem selbstschutz
endlich eine straße fand die
einen ruhigen hinterhof
zum atmen versprach:
der erste
war am letzten abend als
uns der zufall natürlich
einen liebeskranken
in die ansonsten sturmfreie bude spülte
was nicht passender hätte sein können:
auf großen kreuzungen stehend kommt es aus allen richtungen
dafür sind sie ja da
und wir danach am platz saßen und du endlich
deinen kopf an meine schulter legtest
und auf und ein und vor allem: aus-
geatmet hast
was ich dann schon gar nicht mehr einatmen konnte
aus einer der möglichen Ich-Richtungen
kam ein schwerbetrunkener
fiel neben uns zu boden –
manchmal merke ich mir den 1. September nicht
ich bin so beschäftigt mit der wahrheit
dass ich nicht auf
gesagtes hören kann
– und dein doch gerade noch an mir ruhender kopf
sprang auf und bot deinen arm zum aufhelfen an
jemandem der nach dem ersten aufstehen
sicherlich bald wieder gefallen wäre
am boden fällt man nicht mehr tief
in all dem aushalten müssen
und dann doch eh im dunkeln
im zu ende denken meiner nächstenliebe
machte es keinen sinn
die zeit aufzubringen
jemandem der am boden sein will
aus seiner wunschposition zu befreien
nur um dann wieder fallen zu müssen
im zu ende denken meiner nächstenliebe war mir
sein direkt neben uns mit uns und bei uns sein können
in der dunkelheit unseres endlich ruhens
zwischen zwei punkten
die schönste und diesem für uns noch namenlosen
die zugeneigteste geste
ich aber wollte unserer seitengasse
in diesem moment
keinen neuen straßennamen geben
ich und wir waren doch auch fallend
merktest du das denn nicht
und selbst auf dem bett liegend
endlos redend
keine seitenstraßen in sicht
und halt sowieso nicht
der betrunkene sagte: »hallo«
und meinte damit:
du lebst so vegetarisch
wie du beziehungen führst
mit zumindest einem zugedrückten auge
und wenn der moment es verlangt
ist ein echter burger okay
und der zweite moment war
im zug auf dem weg zurück
den wir gerade noch rechtzeitig erreichten
natürlich gehetzt
weil aus der masse von Ichs
eine*r sich vor unsere bahn geworfen hatte
weil all das ja eh kaum auszuhalten ist
und ihn/sie niemand aufgehalten hatte
und das wiederum uns aufhielt
und der zeitplan durcheinander geriet
wie doch eh schon alles
aber dann im zug und das nur
weil wir uns im zug wiederum bewegten
ohne uns selbst dabei
bewegen zu müssen
in dieser endlich mal nicht vom eigenen körper
passierenden bewegung zwischen zwei punkten
legtest du deinen kopf in meinen schoß
und schliefst ein
und als du aufwachtest sagtest du:
das tat gut
und meintest den schlaf
und ich sagte: ja
und meinte damit: ich liebe dich
einfach so
genau jetzt
in diesem moment
und meinte damit dass wir zwei punkte endlich
die distanz aufgehoben hatten
die zurückzulegende wegstrecke
oft über befahrene kreuzungungen
oft über seitengassen oder per zug
egal wie: erreicht
zwei punkte
zumindest kurz
aufeinandergelegt
-
auf dem bahnhofsvorplatz ausgedacht von Ichs
um Ichs eine möglichkeit zu bieten
aus allen richtungen in alle richtungen
Ich zu sein
stehend
sagtest du:
ich muss jetzt da lang gehen
und ich sagte:
ich muss jetzt da lang gehen
es regnete in strömen
inmitten vieler Ichs
zersprang mein herz und
es war das wäre sollte
kaum auszuhalten