FENSTERRAHMEN: AM ABEND / IN GESELLSCHAFT VON FLUGHUNDEN DIE IN RICHTUNG MEINER ZIGARETTENGLUT FLIEGEN

der fensterrahmen ist schon viel zu lang
unberührt von straßendreck
keine spuren mehr nur feiner staub von
dem weg am see keine 

asche zwischen den kanten
von nachdenklichen abendsezierungen
ich sollte mal wieder aus diesem fenster kriechen

am see habe ich dich zum ersten mal geküsst
zwischen dem gebrüll der stechmücken
deinen kopf in die hände genommen und den
schilf zerflüstert 

deine zersungene mähne war blond
und roch nach lang geatmeter abendluft
viel zu lang hatte ich vergessen
wie es war die nacht zu küssen

alles gehörte dir 
und für den moment schien es so
als sei dein auge der mund des mondes
der hinter meine stirn 
gepflanzt 

du hast die arme ausgeflügelt
und wunderschön getanzt
ich sollte 
mal wieder aus diesem fenster kriechen

es war nicht das leichteste diesen abenden
im mittelpunkt 
des brustkorbs
ein loch zu graben

wo sich deine zunge
in das weite tropfte
und breitete 
und breitete

stille
tropf 
tropf 
ich hoffe immer noch

ich war schon lang nicht mehr am see
habe mich von stechmücken anbrüllen lassen
und bin schon lange nicht 
den weg entlanggegangen
und auch wenn ich dich hab gehen lassen
umträume ich 
hinter dir 
jede nacht

jede nacht
noch halte ich deinen kopf
immer noch kann ich die weite deiner haare riechen
ich umrauche
wo du bist
mich singt der see zu sich  

ich sollte mal wieder aus diesem fenster kriechen