ICH WÄRE LIEBER

ich wäre lieber 
dort wo meine füße
schon als kind
im sand am strand 
ihre spuren hinterließen
ich erinnere mich

und bei sturm
schlugen die wellen hoch
auch in meinem kopf 
wenn ich durch 
die obstgärten schritt
während ich verliebt war 
ich erinnere mich

– doch dann wehte ein neuer wind

köpfe rollten durch die straßen  
er stakte sie auf zäune
die muscheln und der sand lagen im blut
wir verschwanden vor dem was der wind uns zutrug
vor den blutgetränkten
den zornverirrten 
den glaubensgestörten

selbst die tiere des meeres
wandten sich ab 
von den verseuchten küsten

keine welle bricht dort mehr 
sie übergeben sich nur noch
ich erinnere mich

und jetzt
voll vager hoffnung 
immerhin angekommen 
erinnere ich mich

 mein sohn liegt neben mir
nachts träume ich davon
wie er mit meinem 
abgetrennten kopf ball spielt 
am strand 

und der wind weht
ich wäre gern wieder verliebt
und die tiere des meeres wenden sich ab 
und auch die wellen wenden sich ab

sie betrinken sich 
sie brechen nicht einfach nur
sie übergeben sich in die dunklen ecken der verwirrung
sie lassen sich gehen

und von draußen hören wir das geschrei all derer
die uns nicht haben wollen
wie möwen damals in meiner kindheit
so scheint es zumindest durch die wände
oder ich rede es mir ein
ich erinnere mich

angenommen mein sohn würde am strand 
mit meinem kopf ball spielen:
jene die uns nicht haben wollen
sie würden sich deswegen nicht übergeben 
sie würden niemals brechen
höchstens eine lanze

aber wie lange ist das her
und wo sind sie bisher angekommen

sie wenden sich hin zu den küsten
weil es für sie
nicht einfacher sein könnte
dort wo das land beginnt
wo eigentum eine sichtbare linie zieht
zu dem wo etwas beginnt 
und dem was irgendwem vielleicht gehört: 
es könnte gar nicht einfacher sein

 irgendwie schafften wir es
ich erinnere mich
und wir übergeben uns 
in eure hoffentlich 
bewussten hände 

mein seit wochen zum ersten mal 
glücklich wirkender sohn 
kam am heutigen abend zurück 
in die unterkunft an unser bett
und sagte strahlend: 
»wir waren ball spielen«

ich wäre lieber dort
wo meine füße
als kind schon
im sand am strand 
ihre spuren hinterließen

ich erinnere mich
und übergebe mich

voller scham
wie ein fluss
der über seine ufer tritt
weil er nicht anders kann

in eure fremden hände